Kasachstan war vom 25. bis zum 29. Mai Gastgeber des weltweit ausgeschriebenen World Cups in der Sportart Para Judo. Aus 22 Nationen trafen in Nur-Sultan Judoka mit Sehbehinderung und Blindheit aufeinander, um sich sportlich zu vergleichen und Erfahrungen im internationalen Wettkampfgeschehen der „International Blind Sports Federation“ (IBSA) zu sammeln.

Die deutsche Delegation war vertreten durch 4 AthletInnen (davon drei aus dem Landesverband Hessen), der Bundestrainerin und zwei Co-Trainern. Die drei Judoka aus Hessen gehören der Schädigungsklasse J1 an, sind demnach blinde Judoka ohne Restsehvermögen. Für Vanessa Wagner (geburtsblind), und Lennart Sass (späterblindet) stellte dieses Turnier den zweiten internationalen Grand Prix dar, Tabea Müller (als junges Kind erblindet) hatte in Kasachstan ihr Debüt als Repräsentantin der deutschen Nationalmannschaft. Alle drei sind Mitglieder des Hessischen Behinderten- und Rehabilitationssportverbands (HBRS) und des Hessischen Judoverband (HJV). Der aus Baden-Württemberg stammende, stark sehbehinderte Athlet Nikolai Kornhaß, vor Kurzem noch Erster der Weltrangliste, war hier der einzige Routinier in der Nationalmannschaft.

Vanessa Wagner (Silbermedaille bis 57kg, J1), Markus Zaumbrecher (Trainer)


Die Kämpfe gegen die internationale Konkurrenz sind für das ganze Trainer-Athleten Team gut gelaufen. Tabea Müller (bis 48kg, J1) schlug ihre ersten drei Gegnerinnen souverän und unterlag nur in ihrem letzten Kampf. Durch diesen hervorragenden Auftakt erreichte sie den 2. Platz und wurde mit einer Silbermedaille belohnt. Ähnlich ging es Vanessa Wagner (bis 57kg, J1), die durch ihre guten Kämpfe ohne Niederlage das Finale erreicht hat. Ihre aus der Türkei stammende Gegnerin, World Cup Siegerin des zuvor stattgefundenen Grand Prix in Antalya, konnte sich auch diese Mal den Turniersieg sichern. Wagner war dennoch sehr zufrieden mit diesem Erfolg, als Zweitplatzierte konnte sie auf dem Podest fast ganz oben stehen und die Silbermedaille entgegennehmen. Lennart Sass (bis 73kg, J1) und Nikolai Kornhaß (bis 73kg, J2) hatten sich in einem größeren Feld zu behaupten, was ihnen mit zwei erreichten Bronzemedaillen auch mit Bravour gelungen ist.
„Heute haben ich und mein Trainer Markus die Belohnung für die extrem intensive Arbeit bekommen, die wir durch tägliches Individualtraining, welches wir in den letzten vier Wochen nach dem Grand Prix in Antalya noch steigerten, geleistet haben. Ich freue mich total!“, bemerkte die 20-jährige Wagner sichtlich erfreut über ihre Silbermedaille. Markus Zaumbrecher, Judo Lehrertrainer an der blista in Marburg, ist auf den Bereich „Judo für Menschen mit Blindheit und starker Seheinschränkung“ seit vielen Jahren spezialisiert und hat in Hessen äußerst erfolgreiche Aufbauarbeit geleistet. Sowohl Müller als auch Wagner erlernten ihr Judo am HBRS Leistungszentrum an der blista in Marburg und wurden von ihm schon früh als Talente entdeckt und trainiert. „In diesem hohen internationalen Umfeld muss ich in Zusammenarbeit mit den Spitzenathletinnen jedes Turnier analysieren und die gewonnenen Erkenntnisse zeitnah und individuell abgestimmt in den Trainingsprozess einbringen. Das ist bei Blinden noch deutlich zeitintensiver als bei Menschen mit Sehrest, aber es lohnt sich, denn wir sind jetzt klar auf dem Weg in die Weltspitze unterwegs“, äußerte Zaumbrecher zufrieden und zuversichtlich.
Als nächstes kommen die „European Para Youth Games“, die im Nachwuchsbereich Para Judo die Europameisterschaften darstellen und Anfang September dann die Europameisterschaften der Senioren. Die Qualifikationsphase für die paralympischen Spiele beginnt mit der Weltmeisterschaft Anfang November. Der Anteil der Nationalkämpfer aus Hessen ist besonders groß und die bisherigen Erfolge zeigen, dass auch an dieser Stelle ein vielversprechender Weg im Sportland Hessen gegangen wird.


Vlnr: Matthias Krieger, Lennart Sass, Vanessa Wagner, Tabea Müller, Nikolai Kornhaß, Carmen Bruckmann, Markus Zaumbrecher

Autoren: M. Kunzmann, M. Zaumbrecher
Fotos: Alua Tussupova

Der HJV gratuliert allen Kämpfer und dem Trainerteam zu dieser tollen Leistung.

Bettina Müller

   
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