Vom 28. August bis 8. September finden die Paralympischen Spiele in Paris statt. Es werden sechs Judoka dabei sein. Wir stellen sie hier vor. Heute: Tabea Müller (-48 kg).

Steckbrief:

  • Name: Tabea Müller
  • Geboren am: 11.03.1998
  • Größe: 1,57 m
  • Beruf: Studentin der Biochemie, letztes Master-Semester
  • Graduierung: 1. Kyu
  • Aktiv seit: 2002, bei der Nationalmannschaft seit 2022
  • Trainer: Carmen Bruckmann, Andreas Meusel
  • 1. Trainer: Jugendtrainer ab 2008 Markus Zaumbrecher
  • 1. Verein: in Aachen
  • Aktueller Verein: SSG Blista Marburg e.V., JSC-Hannover-Süd e.V.

Über Tabea Müller

Für Tabea Müller sind es die ersten Paralympischen Spiele. Sie hat sich mit mehreren Medaillen auf der Grand Prix-Ebene das Ticket für Paris erkämpft. Auch war sie im vergangenen Jahr Dritte der Europameisterschaften. 

Sie hat bereits mit vier Jahren das erste Mal Judo in Aachen gemacht. Ihre Mutter hatte sie angemeldet und es machte ihr Spaß. Vorher war sie jedoch schon auf den Skiern unterwegs, später interessierte sie sich noch für das Reiten, Einradfahren, Rudern, Tanzen und spielte viele Musikinstrumente. Geige, Gitarre, Querflöte und über mehrere Jahre Klavier.

Mit ihrer Erblindung im Kleinkindalter wurde es dann notwendig zum bundesweiten Kompetenzzentrum für Menschen mit Blindheit und Sehbehinderung (blista) zu gehen und sie kam in Marburg aufs Internat. Dort hat sie weiter Judo trainiert, auch intensiver. Als sie zwölf Jahre alt war, wurde sie gefragt, ob sie mal zu den Paralympics wolle. „Ich habe gleich mit Ja geantwortet und seitdem war das in meinem Kopf." Seit 2012 ist sie dann vor allem mit ihrem Trainer Markus Zaumbrecher vermehrt auf Turniere gefahren. „Da fing alles an, intensiver zu werden. Also ein erstes Kampfkonzept überlegen, mehr als ein bis zwei Mal Judo pro Woche trainieren und weniger andere Sportarten.“

Nach dem Abitur ist sie zunächst für ein Freiwilliges Soziales Jahr nach Santiago de Chile gegangen. Danach ging sie zum Studieren nach Hannover. Sie hat Biochemie studiert und den Master mittlerweile fast in der Tasche. Sie trainiert am Olympiastützpunkt in Hannover. 

Tabea Müller hat bereits viele große Erfolge errungen. Unter anderem war für sie die Deutsche Meisterschaft der Junioren 2017 ein besonderes Erlebnis. Trotz ihrer Blindheit hat sie bei den normal Sehenden mitgekämpft und wurde Vize-Deutsche Meisterin. „Da war ich sehr happy“, sagt sie noch heute stolz auf diese Leistung. „Eben weil es nicht nach paralympischen Maßstäben war, sondern ich so weit gekommen bin in der U21 -44 kg bei den normal Sehenden und auch mit deren Regeln – also ohne bei Kampfbeginn gegriffen zu haben.“

Neben den Siegen bei den Para Youth Games sind ihr heute die drei Medaillen, die sie in der Qualifikationsphase für die Paralympics gewonnen hat, am Wichtigsten.

Judo bedeutet für sie sehr viel. „Mich selbst auf vielen verschiedenen Ebenen herausfordern – körperlich, mental, kognitiv. Ein Kampf gegen mich und meine Grenzen. Und immer weiter lernen und wachsen. Es ist so toll, wie der ganze Körper beansprucht wird, gleichzeitig aber auch der Kopf durch Kampfkonzepte und -strategien und mental sind Turniere auch anspruchsvoll. Viel Adrenalin spielt auch mit.“ 

Unmittelbar nach den Paralympics will sie sich gleich ihrer Masterarbeit widmen. „Ich werde die Laboruntersuchungen beenden und die Masterarbeit schreiben.“ 

Danach geht’s ins Arbeitsleben. „Ich werde was Tolles finden. Entweder werde ich Patentanwältin, Ernährungsberaterin am OSP, clinical research associate oder am Ende doch was ganz anderes, dass irgendwas mit Biochemie und meiner Faszination fürs Leben zu tun hat“, lässt sie uns an ihren Plänen teilhaben. 

Sie selbst ist sehr neugierig. „Und ich kann mir Termine auch ohne Kalender merken“, sagt sie mit einem Augenzwinkern. „Dafür kann ich schlecht spannend Geschichten erzählen.“ 

In ihrer Freizeit hört sie gern Hörbücher und Hörspiele. „Aber auch Schlafen, Kochen, auf Konzerte gehen und ab und zu was nähen“, gehört bei ihr dazu.

Für Paris hat sie sich viel vorgenommen. „Ich werde mein Bestes geben und schauen, was daraus wird. Natürlich hoffe ich auf eine Medaille. Auch möchte ich so viel von dem Erlebnis mitnehmen, wie es geht.“

Fragen an Tabea Müller:

Was treibt Dich an? 

Der langjährige Traum, auf den Paralympics zu kämpfen

Wie schaffst Du es, Deinen inneren Schweinehund zu überlisten?

Einfach weitermachen und mir vorstellen, das ist für die Paralympics oder jetzt, ich sei im Finale der Paralympics.

Was gefällt Dir an Dir besonders?

Ich würde mich als lebensbejahend bezeichnen und das möchte ich auch gerne beibehalten.

Auf welche eigene Leistung bist Du besonders stolz?

Eigentlich immer auf die, die ich gerade geschafft habe. Denn danach kommt immer die nächste Herausforderung, auf die ich mich dann fokussiere.

Aber konkreter wäre es: Ich studiere ein von vielen Menschen als schwierig betrachtetes Fach, das, soweit es mir bekannt ist, noch kein komplett vollblinder Mensch in Deutschland erfolgreich studiert hat und habe den Master fast in der Tasche.

Gibt es ein Ritual/Glücksbringer beim Wettkampf?
Ich habe immer das Gleiche unterm Judoanzug an – aber natürlich frisch gewaschen! Und meine Kuschelsocken dürfen nicht fehlen.

Was magst Du gar nicht?
Viele Menschen in einem Raum verunsichern mich.

Wie kannst Du am besten entspannen?

Im Bett mit einem Hörbuch und einer Tafel Schokolade

Was ist Deine Lieblingsspeise, die Du Dir wünschst, wenn Du nach Hause zu den Eltern kommst?

Alles Vegetarische ist super!

Worüber kannst Du am meisten lachen?

Sehr schlechte Witze

Als Kind/Jugendlicher wollte ich sein wie….? 

Ich hatte nie ein direktes Vorbild.

Wer würdest Du mit welcher Begründung einen Orden verleihen?

Jedem, der versucht, die Welt im Kleinen oder Großen ein kleines bisschen besser zu machen.

Was ist für Dich eine Versuchung?

Nugat.

Schenke uns (D)eine Lebensweisheit:

Es ist oft mehr möglich, als viele einem sagen oder man denkt. Und manchmal hat man auch ein Bisschen Glück.

 

Quelle: Text und Fotos unter www.judobund.de

   
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